Schuffelgärten 2021
Die letzten Ernten sind eingebracht, alles in allem war es ein gutes Jahr, auch wenn es ungewöhnlich kalt begann und die Obstbaumblüte etwa drei Wochen später einsetzte. Es gab Spätfröste am 5./6. April, am 13./14. April und am 27. April. Zur Blütezeit der Obstkulturen war es kalt und windig, so dass die Bienen schlecht fliegen konnten, sie wurden einfach weggeweht. Der Mai war kalt und nass, aber offensichtlich stimmt die Bauernregel: „Ist der Mai kühl und nass, füllt´s dem Bauern Scheun und Fass“.
Die Äpfel in der Mitte des Fotos sind ein Teil der Ernte der Werderschen Wachsrenette. Wir hatten uns vor einigen Jahren so sehr gefreut, dass wir einen jungen Baum dieser alten Sorte gefunden hatten und in den Schuffelgärten pflanzen konnten – es hat sich gelohnt! Die Äpfel sind mittelgroß, sehr schmackhaft, sehr gesund und gut haltbar. Eine alte Sorte, die wir mit gutem Gewissen weiter empfehlen können.
Wie in jedem Jahr gab es Probleme mit den Blattläusen, einige der 38 verschiedenen Arten haben uns wieder geärgert. Außerdem sind zwei schon große Aprikosenbäume nach der Blüte komplett eingegangen. Solche Verluste entstehen leider beinah jedes Jahr, deshalb gibt es in den Schuffelgärten noch sichtbare Lücken. Die gute Nachricht ist: Wir können diese aus eigener Veredlung/ Anzucht schließen. Thomas hat sich im Selbststudium dem Veredeln angenommen und hat entsprechende Bäume alter Obstsorten dafür herangezogen.
Eine weitere gute Nachricht nach einer schlechten aus dem Vorjahr: Im vergangenen Jahr waren all unsere Pflaumenbäume von einer unbekannten Krankheit befallen, verloren nach der Blüte alle Blätter und sahen sterbenskrank aus. Auf Anraten des Pflanzenschutzamtes haben wir sie nicht gefällt, sondern abgewartet und siehe da, in diesem Frühjahr zeigten sie wieder Lebenszeichen, es gab sogar ein paar Pflaumen zu ernten und nun, zum Abschluss der Saison, unbelaubt, staunen wir über einen Meter Neuaustrieb 2021. Es sieht ganz so aus, als hätten sie es geschafft…
Die Erdbeeren standen im Mai gut, aber es gab Frostschäden. Die ersten Fruchtknoten waren erfroren, das sieht man am an dem schwarzen Punkt in der Mitte. Daraus wird keine Erdbeere mehr. Die späteren Blüten hatten aber überlebt, so konnten wir dann doch noch Erdbeerkuchen essen und für den Winter Erdbeermarmelade kochen.
Was uns wirklich richtig ärgert (und mit Sicherheit alle Obstbauern in der Region) ist der Madenbefall an den Kirschen. Es gibt praktisch nicht eine einzige Süßkirsche mehr in unseren Gärten, die madenfrei ist! Auch in die Sauerkirschen legt die Kirschfruchtfliege neuerdings ihre Eier. Unsere Kirschbäume können uns zwar auch zukünftig mit wundervollen Blüten erfreuen, aber wenn man Kirschen mit Maden nicht mag, kann man mit den Früchten nichts anfangen. Wir haben die Bäume bewässert, gedüngt, geschnitten, von Beikräutern frei gehalten, die Blattläuse bekämpft, und das alles für ??? Das schmerzt schon sehr.
Nicht der Kummer überwiegt bei der Arbeit in unseren Gärten, wir haben überwiegend Freude daran und gelegentlich Anlass zum Staunen und Wundern: Unsere Mauerbienen z. B. sind in diesem Frühjahr „fremdgegangen“! An den Brutröhren, in denen der Nachwuchs für 2022 schlummert, fallen helle Deckel auf. Normalerweise nutzen die Bienen den von uns bereit gestellten Lehm zum Verkleben, aber in diesem Frühjahr wurde auf unserem Nachbargrundstück ein Haus gebaut. Wie die Bienen von dem dort verwendeten modernen Baustoff Kenntnis bekommen haben, wir wissen es nicht, und ob sie geprüft haben, ob der auch die richtige Konsistenz hat, durch den sich die jungen Bienen im Frühling 2022 durcharbeiten können? Wir werden sehen…
Wenn in den letzten Jahren im Sommer in unseren Kräutergärten der Muskatellersalbei blühte, fanden sich für kurze Zeit Blauschwarze Holzbienen ein. Mit 20 bis 28 Millimeter Körperlänge zählen die Tiere zu den größten Vertretern der Bienen in Mitteleuropa. Offensichtlich haben sie nun Gefallen an den Schuffelgärten gefunden – hier gibt es ja noch viel mehr zu futtern! – auf alle Fälle sind sie jetzt bei uns ansässig geworden und haben in Rosis Garten eine „Kinderstube“ eingerichtet. Sie bohren kreisrunde Löcher und bevorzugt dafür neben Weiden und Pappeln auch abgeschnittene, aber noch robuste Teile von Obstgehölzen, wie sie beim jährlichen Baumschnitt anfallen können. Die Entwicklung der nächsten Generation dauert 2 Monate. Während dieser Zeit bewacht die Holzbiene ihr Nest und lässt sich gut beobachten. Sie ist völlig friedlich und greift auch in Nestnähe nicht an. Wegen ihrer langen Flugzeit bis in den Herbst ist ein breites Blühangebot im Garten wichtig. Hier findet sie in Rosis Blumenparadies im hinteren Teil des Schuffelgartens reichlich Nahrung. Der Erhalt sonniger fester Totholzpartien fördert ihre Ansiedlung, wir werden das zukünftig beachten.
Schon mehrfach haben wir darüber berichtet, wie wir versuchen, so gut wie möglich „natürlich“ zu gärtnern, auch wenn das nicht immer leicht ist– siehe Blattläuse, Pilzerkrankungen, Probleme im tieferen Boden, Wassermangel usw. 2021 haben wir etwas Neues ausprobiert. Neben Kompost, abgelagertem Pferdemist und Brennnesseljauche eignet sich auch Schafwolle als Langzeitdünger. Eine weitere gute Eigenschaft der Schafwolle ist ihre Speicherfähigkeit für Wasser. Sie kann das Drei-bis Vierfache ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen und über längere Zeit wieder an den Boden und die Wurzeln abgeben. Es gibt Schafwolle in Form von Pellets, die man kaufen kann und wie Hornspäne in das Pflanzloch gibt.
Später haben wir auch einen Schafhalter in der Region gefunden, der uns Wolle, die nicht zum Spinnen oder Filzen verwendet werden kann, abgibt.
Coronabedingt gab es im ersten Halbjahr keine Besucher in den Schuffelgärten, aber im August konnten wir zum Galgenbergtag wieder viele Interessierte bei uns begrüßen.
Wir freuen uns auf das neue Gartenjahr, es ist dann nach Einrichtung der Schuffelgärten schon das neunte. Jeder von uns Pächtern hat viel dazu gelernt, seine/ ihre besondere Kompetenz entwickelt und wir möchten diesen ganz besonderen Ort in der Stadt auch in Zukunft erhalten und pflegen. Altersbedingt sind jetzt schon bestimmte Grenzen zu beachten und deshalb: Wir würden uns freuen, wenn jemand Lust hätte, im kommenden Jahr in Karins Schuffelgarten mitzuhelfen: säen, pflanzen, pflegen, ernten, verarbeiten… Sie/er/eine Familie könnte so das Gärtnern ausprobieren – vielleicht wird ja eine ganz, ganz große Liebe daraus! Melden Sie sich per Mail beim Obstbauverein Werder, wenn Sie Interesse daran haben.