Sommerschnitt an Kirschbäumen
Hier einige Tipps dazu von unserem Mitglied Dipl.-Gartenbauingenieur Sigmar Wilhelm:
Im August können erste Schnittmaßnahmen an Süß- und Sauerkirschen erfolgen. Das Triebwachstum ist zu diesem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen. Unter anderem bremst der Sommerschnitt bei Süßkirschen das Wachstum im nächsten Jahr und fördert die Blütenknospendifferenzierung.
Der Sommerschnitt kann vor allem in stark zugewachsenen Kronen angewendet werden. Ich empfehle ihn in Kombination mit dem Schnitt im Frühjahr anzuwenden, da zu diesem Zeitpunkt eine bessere Übersicht über die gesamte Baumkrone besteht. Eine voll im Laub stehende Krone der Süßkirschen, wie wir sie vorwiegend in älteren Beständen vorfinden, ist nicht so leicht zu „durchschauen“.
Der Wundverschluss an der Schnittstelle findet beim Sommerschnitt oder Frühjahrsschnitt schnell statt. Das gilt für Schnitte auf Astring, d.h. an der Basis des Astes, an der sich sg. Wundkallus durch Überwachsen der Schnittstelle bildet. Hier wirken die Selbstheilungskräfte des Baumes.
Es gibt dazu eine alte Faustregel:
Süßkirschen schneidet man im grünen Zustand, d.h. entweder nach der Ernte oder in den Neuaustrieb hinein, d.h. im Frühjahr.
Bei Süßkirschen wird beim Sommerschnitt vorrangig auf das Entfernen von steil stehendem Neuaustrieb geachtet, der sich nicht in das Kronengerüst (durch beispielsweise Herunterbinden) einordnen lässt. Weiterhin können ebenfalls stärkere Rückschnitte oder das Entfernen einzelner starker Äste erfolgen. Dabei ist auf den Schnitt bis auf eine Verzweigung oder auf einen Zapfen mit einer Länge von ca. 15 cm zu achten. Dieser dient dem Wundverschluss oder ist der Ausgangspunkt für einen Neuaustrieb aus sg. schlafenden Augen im nächsten Jahr.
Bei Sauerkirschen bestehen in der Baumform, der Wuchseigenschaft und im Fruchtungsverhalten erhebliche Unterschiede zu Süßkirschen. Im Gegensatz zu den Süßkirschen fruchten die Sauerkirschen nicht am mehrjährigen Holz. Hier geht es beim Sommerschnitt vorrangig um das Zurückschneiden des abgetragenen Fruchtholzes, den sg. Peitschen. Dazu wird auf in Basisnähe stehende Verzweigungen zurückgeschnitten. Damit wird dem weiteren Verkahlen entgegengewirkt und der Kronenaufbau luftiger gestaltet. Größere Eingriffe wie z. B. das Entfernen oder Einkürzen von Gerüstästen sind auch hier möglich.
Im Zweifelsfall besteht im Frühjahr die Möglichkeit des Baumschnittes ebenso. Außerdem kann ein Fachmann aus dem Werderschen Obst- und Gartenbauverein konsultiert werden. Bei den jährlich stattfindenden Schnittkursen im Frühjahr besteht die Gelegenheit dazu.