Tamara Thierschmann, Blütenkönigin 2021/2022

"Ich musste gleich aus dem Bauch heraus, ja sagen!"

Die neue Baumblütenkönigin ist zugleich auch eine ehemalige Baumblütenkönigin. Viele kennen die Glindowerin Tamara Thierschmann noch als Baumblütenkönigin 2015. Jetzt trägt sie erneut die Baumblütenkrone.
Wie kam es dazu? 2021 war coronabedingt ein Auswahlverfahren, so wie leider auch die Verkostung und Verleihung der Goldenen Kruke, nicht möglich. Und die amtierende Baumblütenkönigin Meike Löbe konnte berufsbedingt ihre Amtszeit nicht verlängern. Der Obst-und Gartenbauverein hat sich daher Gedanken gemacht, wie unter den jetzigen Bedingungen eine Königin gefunden werden kann. "Wir fragen unsere Ehemaligen.", war die Idee, so der Vereinsvorsitzende Dr. Reinhard Schmidt. "Die erste Anfrage war gleich positiv."

Zu ihrer neuen Amtszeit sagt Tamara: "Bin erst mal sehr überwältigt! Ich musste gleich aus dem Bauch heraus, ja sagen. Aber ich musste auch meine Mutti fragen – ich habe ja zwei Kinder bekommen – ob sie mich unterstützt." Insgesamt freut sie sich schon auf dieses neue Jahr und hofft, dass sie zum Beispiel auch mal ganz normal in ihrem Kleid über den Frischemarkt Werder laufen kann. 

Bürgermeisterin Manuela Saß ist optimistisch, dass vieles wieder möglich sein wird: "Wenn wir wieder ein Baumblütenfest feiern können. Und das werden wir!" 

"Das Kleid passt noch" Ausführlicher Beitrag mit Video auf www.werder-havel.de

 

Meike Löbe, Blütenkönigin 2020/2021

Sie weiß, dass sie die Stadt in einem wohl nachhaltig in Erinnerung bleibenden Jahr repräsentiert und hofft, dass sie dazu auch noch Gelegenheiten bekommt.

Die neue Baumblütenkönigin - heute Abend hätte sie auf der Bühne der Bismarckhöhe gestanden, die Schärpe von ihrer Vorgängerin Madeleine Reichelt und Glückwünsche von der Bürgermeisterin Manuela Sass bekommen. Den ersten Tanz hätte sie mit dem 1. Beigeordneten Christian Große zur Balleröffnung getanzt. Doch in diesem Jahr 2020 ist alles anders. Das 141. Baumblütenfest wurde ohnehin abgesagt, aufgrund der Corona-Pandemie fällt natürlich auch das geplante „Blütenfest in den Höfen und Gärten“ aus, das der Werdersche Obst- und Gartenbauverein mit Unterstützung der Stadt ausrichten wollte.

Dennoch gibt es eine Baumblütenkönigin! Sie heißt Meike Löbe und hat sich gegen sieben Mitbewerberinnen durchgesetzt. Sie weiß, dass sie die Stadt in einem wohl nachhaltig in Erinnerung bleibenden Jahr repräsentiert und hofft natürlich, dass sie dazu auch noch Gelegenheiten bekommt. Als sie sich bewarb, war es noch Februar und Corona noch keine elementare Gefahr. „Es war ziemlich spontan“, erinnert sie sich an den Entschluss.

Mit ihrer Familie war sie im Werderpark unterwegs und kam an dem Baumblütenköniginnen-Aufsteller des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins vorbei, der auf der Grünen Woche und dann auch noch einige Wochen in Werder für Aufmerksamkeit sorgte. Alle hätten für Fotos mal den Kopf durchgesteckt und dann stellten sowohl ihre Kinder als auch ein Bekannter fest, das sie sich bewerben solle, erinnert sie sich. Sie wehrte anfangs noch ab, aber dann kam es doch zu dem Entschluss, weil sie sich von dem Aufruf doch angesprochen fühlte.

Auch die Kennenlernrunde, auf der die Bewerberinnen sich der Jury vorstellen und viele Fragen beantworten müssen, datiert noch vor den Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Pandemie. Sie hat nicht damit gerechnet, dass die Wahl auf sie fällt - entsprechend glücklich war sie nach der Entscheidung, ebenso jubelten ihre Kinder: „Mutti packt das.“ Die 42 Jahre sieht man der dreifachen Mutter wahrhaftig nicht an. Und richtig stellt sie fest: „Es ist ja kein Schönheitswettbewerb, es geht um Profil.“

Um die Stadt zu repräsentieren, sind Kenntnisse zur Stadtgeschichte, zum Obstbau, zur Fischerei, zum Weinbau und zum Blütenfest wichtig. Und damit konnte Meike bei der nicht öffentlichen Bewerbungsphase bei der Jury punkten. Während dieser Phase hätte sie trotz ihres vorhandenen Wissens aber auch noch viel gelernt. Als Außendienstmitarbeiterin einer großen Modefirma ist sie derzeit im Homeoffice tätig und schafft wie so viele Familien derzeit nicht nur den Job, sondern auch die Hausaufgaben mit den beiden älteren Kindern, 14 und 9 Jahre alt, das Jüngste ist erst zwei.

Ihr Job würde aber auch in normalen Zeiten kein Problem sein, das Ehrenamt der Baumblütenkönigin auszuüben. „Wir sind sehr gut organisiert in der Familie, dass muss man mit drei Kindern einfach sein“, lacht die überaus sympathische Werderanerin. Aus Potsdam stammend hat Meike ihre Kindheit an den Wochenende und den Ferien in der Blütenstadt verbracht. Ihre Familie besitzt das Grundstück, auf dem sie seit 2017 im neu gebauten Haus wohnt, bereits seit Generationen, ihre Mutter wohnt auch dort.

„Jeden Freitag hieß es: „Wir fahren in den Garten“, erinnert sie sich. Blumen- und Gemüseanbau, baden im Plessower See, der kleine Eisladen am Hohen Weg, Blumen verkaufen am Straßenrand - all’ das gehört zu ihrer Kindheit und Jugend in Werder. Und natürlich wurde keines des jährlichen Baumblütenfeste verpasst. Die Spaziergänge über den Hohen Weg und die Rummel-Besuche mit den Kindern gehören, seit sie nun auch in der Stadt wohnen, weiterhin zu den festen Terminen.

„Einmal pro Fest sind wir auch ohne Kinder unterwegs, um ein bisschen den Wein zu verkosten“, verrät sie. Auf einen Lieblingsobstwein kann sie sich nicht festlegen. Da probiert sie jährlich gern neu und freut sich über die Tradition der Stadt: „Man kann überall gut einkehren, man ist überall herzlich willkommen“, lobt sie die Höfe und schwärmt vom Blick aufs Wasser beispielsweise im Hofgarten der Lindickes im Hohen Weg. Schmalzstulle, Gurke oder ein Stück Kuchen gehören natürlich dazu.

Seit sie in Werder wohne, kämen auch viele Freunde gern zur Blütenzeit zu Besuch. Dann erkunden sie in der Gruppe das Festgelände. Aus den heimischen Früchten des Gartens in Werder hätte ihr Vater viele Jahre Obstwein selbst hergestellt. Ihr Part sei es in der Kindheit gewesen, mit ihrer Schwester die Sauerkirschen zu entsteinen: „Eine herrliche Sauerei.“ Schöne Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit ohne den heutigen digitalen Zeitvertreib. Auch wenn das heutzutage schwieriger sei, versuche sie das an ihre Kinder weiterzugeben.

Und weil der Obstwein dann so lecker und im Freundeskreis so begehrt war, hat sie es selbst mal probiert. „Das kann doch nicht so schwer sein“, war die Idee. Die Erkenntnis folgte auf dem Fuße: „Das ist aber gar nicht so einfach, das ist eine Kunst. Das muss man wirklich wertschätzen.“ Profunde Kenntnisse, viel Zeit, große Hygiene und die Liebe zum Detail wären nötig. Während der Auseinandersetzung mit dem Thema Blütenkönigin und der Bewerbungsphase kamen da viele Erinnerungen und Bilder ganz stark wieder hoch, erzählt Meike. Darüber freue sie sich sehr.

Auch darüber, dass ihr Vater damals offensichtlich „ganze Arbeit“ geleistet hätte, sonst hätte sie die vielen Fragen der Jury - auch zur Herstellung von Obstwein oder beim Benennen von Obstbaumzweigen oder zum Umgang mit einer Schuffel - vielleicht nicht beantworten können. Denn eine intensive Vorbereitung hätte sie nicht betrieben. „Es ist schon vernünftig, sich ein bisschen vorzubereiten“, resümiert sie. Sie sei da vielleicht etwas blauäugig rangegangen. „Manche der wirklich anspruchsvollen Fragen, auch zur Geschichte der Stadt, hätte ich dann noch besser beantworten können.“

Verbissen sollte man aber dennoch nicht sein, Schlagfertigkeit, Spontanität und Authentizität seien ebenfalls wichtig. Gute Hinweise gab ihr in der Vorbereitungsphase Peggy Sinning. Die ehemalige Baumblütenkönigin stand den Bewerberinnen bei Bedarf zur Seite. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt sie und dass jetzt ihr Interesse an der Stadtgeschichte auf jeden Fall geweckt sei. Und die Vorfreude auf ein Jahr, das ein ganz besonderes wird - für die neue Baumblütenkönigin Meike.

Einen Ball als Auftakt in ihre Königinnen-Saison hätte sie gern erlebt, sie war auch noch nie beim Blütenball auf der Bismarckhöhe. Aber Meike stellt pragmatisch fest: „Ich glaube, wir haben derzeit andere Probleme.“ Auch die Aufgaben, die sie als Königin sonst hätte, stehen deshalb nicht im Vordergrund. Dennoch freut sie sich auf das Kleid, für das sie heute noch einen Anprobetermin hatte. „Natürlich mit dem gebotenen Abstand.“ Wir verraten hier mal den Farbton des eleganten Kleides: Altrosa. „Lasst Euch überraschen“, lacht Meike.

(Text: Ellen Fehlow; Fotos: Ellen Fehlow, Meike Löbe privat)

 

Der Obst- und Gartenbauverein bedankt sich bei seinen Vereinsmitglieder Peggy Sinning, Heiko Wels und Frank Wache, bei der gesamten Jury sowie den Sponsoren, die unter den gegenwärtigen Bedingungen die Fortsetzung dieser Tradition ermöglicht haben.