Geschichte

Seit Jahrhunderten ist der traditionsreiche Werdersche Obstanbau landesweit bekannt und vielgerühmt. Das milde, ausgeglichene Klima, die hellen, sich schnell erwärmenden lehmigen Sandböden und die lange Sonnenscheindauer schaffen günstige Voraussetzungen. Gepaart mit dem durch viele Generationen überlieferten Können der Werderschen Obstzüchter garantieren sie gute Qualität, unvergleichliches.

Aroma und hervorragenden Geschmack der Früchte. Jahrhunderte lang beherrschten die Werderschen gern gesehen die Berliner, Potsdamer und Brandenburger Märkte mit ihrem frischen Obst. Kirschen aus Werder wurden zum festen Begriff, der Tomatenanbau und die Maiblumenkultur weithin bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts aber begann billiges Obst und Gemüse auf schnellen Wegen aus ganz Deutschland die Märkte zu überschwemmen. Den Werderschen drohte, verdrängt zu werden. Sie mussten den guten Ruf ihrer Erzeugnisse schützen und nach neuen Marktkonzepten suchen.

Mit dem Ziel, gemeinsam aufzutreten, wurde am 25. September 1878 der Obstbau-Verein Werder (Havel) gegründet. Einheitliche Werbung, verbesserte Anbaumethoden und gründliche Aus- und Weiterbildung waren das Hauptanliegen. Vorausgegangen waren 1875 und 1876 zwei recht erfolgreiche Obstausstellungen, die deutschlandweit Anerkennung, auch bei Hofe, fanden. Im Anschluss an die dritte Obstausstellung wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Anwesend waren Wilhelm Wils, August Fritze, Carl Puhlmann, Friederich Schmidt, Julius Bosdorf, Christian Dubrow, Eduard Kärger, Carl Hintze, Carl Kassin, Gustav Klehment, Friedrich Schnioffski, Robert Wandke, Ludwig Puhlmann, Friedrich Kassin, Wilhelm Grunow, Ernst Keiser, Ferdinand Zierpel, Wilhelm Bierhals, Albert Kassin, Karl Fresdorf, Carl Siele, Wilhelm Hagemeister, Heinrich Arendt, August Jeretzke, Friedrich Grunow, Albert Dähne, Gustav Panning, Ludwig Fleck, Carl Parnemann und Prediger Kohlmann.

Am 3. Dezember wurde der Vorstand gewählt. Vorsitzender wurde Eduard Kärger, sein Stellvertreter Friedrich Schnieoffski, das Protokoll führen Prediger und Rektor Kohlmann sowie Wilhelm Bierhals, für die Kassierung waren Julius Tauscher und Friedrich Kassin zuständig.

Der Jahresbeitrag betrug 3,-- RM. Der kleine Saal des Schützenhauses wurde zum ständigen Versammlungslokal. Bereits am 4. Februar 1879 trat man als Mitglied dem Deutschen Pomologenverein bei.

Von nun an entfaltet der Verein eine vielseitige Tätigkeit. Er beteiligt sich an vielen Ausstellungen, selbst 1900 an der Weltausstellung in Paris, initiiert die Obstbauschule und den Bau des Wasserwerkes, beschäftigt sich mit Schutzzollfragen und fördert als Mittel gegen Obstschwemmen die Hausweinbereitung. Nach Eintritt in die Landwirtschaftskammer am 13. März 1898 werden gemeinsam mit dieser die Obstmärkte in Berlin als hervorragende Gelegenheiten zum Frischeabsatz weiter ausgebaut. Sortenfragen, künstliche Düngung und der Unter-Glas-Anbau sind Themen vieler Vorträge und Diskussionsveranstaltungen.

Am 12. Dezember 1919 erweiterte der Verein seinen Namen in Obst- und Gartenbau-Verein Werder (Havel).

Nach dem wirtschaftlichen Niedergang im Verlauf des 1. Weltkrieges wollte man sich den veränderten Bedingungen anpassen. Kurz vorher, am 9. November 1919 nämlich, hatten sich Obstzüchter aus Werder, Glindow und Geltow zusammengefunden, um den Bund der deutschen Obstzüchter zu gründen.

Den Vorsitz übernahm A. Martin. Bald gab es 25 Ortsgruppen mit ca. 1.350 Mitgliedern. Der Obst- und Gartenbau-Verein verschmolz mit der Werderaner Ortsgruppe, um die obstbaulichen Interessen gemeinsam durchzusetzen. Nach Verhandlungen schloss man sich mit der deutschen Obstbaugesellschaft in Eisenach zusammen.

Es kam der Reichsverband der Gemüsezüchter hinzu. Gemeinsam bildete man den Reichsbund für Obst- und Gemüseanbau. In dem Bestreben, alle Gartenbaubetriebe zu vereinen, um stark auftreten zu können, wurde mit dem Blumen- und Pflanzenzüchterverband gesprochen. Schließlich schloss man sich zum Reichsverband des deutschen Gartenbaus zusammen. Der Obst- und Gartenbauverein Werder erklärte am 13. Dezember 1922 offiziell seinen Ausschluss an diesen Verband und fungierte von da an als eine der Ortsgruppen.

Es ist also nicht übertrieben, den Obst- und Gartenbauverein Werder (Havel) als Gründer des Bundes deutscher Obstzüchter und damit als eine der Keimzellen des heutigen Zentralverbandes Gartenbau anzusehen.

(Die Standesorganisation der Werderschen Obstbauern von Dr. Baldur Martin)